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© 1997-2010 by M.Perlitschke
Email: Michael Perlitschke

Page-Update: 10 Januar 2010



Der Bright Angel Trail und mein Tagesziel "Plateau Point".  Die Tagesfakten: 11 Stunden unterwegs; 30 Grad Temperaturunterschied (7-37 Grad Celsius); ca. 20km zu laufen und 2400 zu überwindende Höhenmeter. Wie ich das alles überstanden habe ? Lest selbst....

Dienstag, der 12 Mai 2009:
Exakt 5:10 Uhr klingelte in meinem gemütlichen Motel 6 der Wecker und ich kam wieder einmal langsam in die Pötte. Ich zog mir ein T-Shirt an; eine kurze Hose; Hicking-Socken und prüfte nochmal meine kleine Ausrüstung. Neben einer Stirn-Taschenlampe ( samt Ersatzbatterien ) die mir LEDs und normalem Leuchtmittel operiert; checkte ich auch nochmal den Inhalt meines roten kleinen "Erste Hilfe" Kits. In dem befand sich alles war man unterwegs dabei haben sollte plus meinem Multifunktions Bundeswehrmesser. Etwas Obst; Powerbars ( Power-Muesli Riegel ); Salz-Cracker und eine ganz Packung "ALDI" Traubenzucker war auch drin und allerlei anderer Krempel den ich ständig mit mir herumschleppe. Warum das ganze ? Weil ich nicht exakt einschätzen konnte, was heute auf mich zukommen wird.

Denn heute geht es nun endlich runter in den Grand Caynon und allein bei dem Gedanken ging mir als "US-Gefahrensucher" mächtig die Düse, denn heute werde ich 18km laufen müssen und davon müssen unglaubliche 2400 Höhenmeter bewältigt werden. Allein bei dem Gedanken an die nackten Zahlen wurde mir ein kleines bisschen mulig und ich fragte mich, ob ich die nötige Kondition für soetwas habe ? Auf der anderen Seite wusste ich natürlich auch, dass ich zäh wie Froschleder sein kann und auch in der Lage bin meinen inneren Schweinehund zu bekämpfen und auch schon so manch anderes verrücktes geschafft habe. Aber ich hatte Respekt vor dem was da kommen wird und das ist sicherlich auch gut so niemals etwas zu unterschätzen...

Gegen kurz nach 6 Uhr stand ich mit einem berüchtigten "Model 6" Kostenlos-Kaffee der natürlich wieder nach alten Socken und Schwimmbad schmeckten draussen vor meinem Wagen und schmiss mir meinen Schmuse-Pulli über, denn es war so früh am morgen bitterkalt. Dann hiess es "HIT THE ROAD", also so wie schon gestern erneut die 60 Milen nach Nordern knistern. Nach 1 1/4 Stunden stand ich schon wieder an dem Rangerhäusschen in der Express-Lane; zeigte artig meinen 2009er Annual Pass vor; fragte nach dem Wetter für heute und wunderte mich was hier so früh am Tag schon alles los war.

Danach düste ich auf kürzesten Wege ins Grand Canyon Village und direkt zur Bright Angel Lodge und Frechheit siegt manchmal doch. Denn in dem Moment als ich dort auf dem kleinen Parkplatz vor der Lodge ankam, fuhr tatsächlich jemand weg...

GEIL, Pemium-Parkplatz....welch seltenes Glück ! Rechts in der MAP habe ich den Punkt als "Parkmöglichkeit 1" eingezeichnet. Hätte das nicht geklappt ( was leider oft die Regel ist ) ist meine Lieblings-Parkplatzalternative auch noch oben eingezeichnet. Da findet man fast immer ein freies Plätzchen für sein motorisierten Freund ! Auf dem Parkplatz machte ich mich nun fertig. Der warme Pulli flog in den Wagen ( denn das soll heute ein toller und warmer Sonnentag werden ) und schmierte mich gründlich mit meiner Sonnenschutzmilch ( die eine Viskosität wie gechmolzene Teerpappe besass ) "Typ: Kernfusion" ein, um mir unterwegs nicht den Pelz zu verbrennen. Meinen Rucksack füllte ich mit Unmengen an Wasserflaschen und die beiden Hiking-Sticks die auch im Kofferraum warteten waren schnell eingestellt und auch einsatzbereit. Achja, fingerlosen Handschuhe ( damit man sich an den Fingern keine Blasen holt ) aus dem Fahrradbedarf durften auch nicht fehlen und wurden natürlich auch mitgenommen. Danach ging es nochmal in die Bright Angel Lodge pullern...

Meine Grand Canyon Tageswanderung runter zum "Plateau Point":
Um exakt 7:30 Uhr stiefelte ich viel später als von mir urspünglich geplant ( siehe die Blau gepunktete Linie oben ) zum "Bright Angel Trailhead". Ich war nun bereit 2,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte in die Vergangenheit zu wandern und war dort natürlich nicht allein. Viele andere hatten ähnliches vor, nur wunderte ich mich wie die das schaffen wollen, denn ausser einem kleinen "Mini-Rucksack" mit einer kleinen Wasserbuddel und einer Kamera hatten die nichts dabei. Auch das Schuhwerk dieser Personen war total unpassend und auch sonst hatte ich den Eindruck, das die heute nicht sonderlich weit kommen werden und das vielleicht auch garnicht vorhaben ?! Also lasst die Spiele beginnen, ich stiefelte los und auf den ersten paar 100 Metern liefen sogar ein paar japanische Touri´s dort herum und knipsten um die Wette.  

Hier nun die Spielregeln an die sich jeder halten sollte wenn man in den Grand Canyon wandert (denn die sollte man kennen):

  • Jemand der Aufsteigt hat Vorfahrt auf den Wegen

  • Hiker haben Maultier-Kolonnen passieren zu lassen

  • Niemals die markierten Wege verlassen ( Lebensgefahr ! )

  • Steine werfen ist verboten ( Lebensgefahr ! )

  • Abfälle nicht im Canyon zurücklassen

  • Markierungen in Felsen ( Felskritzeleien ) sind verboten

  • Keine wilden Tiere oder fremde Frauen füttern

Tipps für Wanderungen: Die Temperaturen steigen aufgrund des enormen Höhenunterschiedes nicht selten im inneren des Canyons auf 110°F (ca. 40°C). Um Austrocknen zu vermeiden sollte man ausreichend Flüssigkeit mitführen und diese auch konsequent dem Körper zuführen. Das gleiche gilt auch für Nahrung. Im Schatten ist wandern besser ( drum bin auch rel. früh unterwegs ). Die Mittagshitze zwischen 10 Uhr und 16 Uhr sollte man besonders beim Aufstieg vermeiden, was aber in meinem Fall nur schwerlich möglich sein wird. Sollte Wasser vorhanden sein, unbedingt abkühlen um ein Überhitzen zu vermeiden. Niemals an das Körperliche Limit gehen als sich zuviel zumuten. Im Zweifel konsequent umkehren um sich nicht selbst und andere zu gefährden. Regelmässig Pausen machen um den Beinen eine Verschnaufpause zu gönnen. Die Anzahl und das Gewicht der mitgeführten Utensilien so gering als möglich zu halten um sich nicht unnötig zu belasten...

Bright Angel Trail bis Plataeu Point: Länge 6,5 Meilen (10 km one way) bei einem Höhenunterschied von knapp 1200 Meter ( one Way ). Der Bright Angel Trail ist die bevorzugte Route für den Abstieg oder auch Aufstieg zum oder vom Bright Angel Campground bzw. der Phantom Ranch oder Plateau Point. Am 1,5 Meilen Resthouse befindet sich ein Notruf Telefon, Toiletten und während des Sommers auch eine Wasserstelle wo man "nachtanken" kann; am 3 Meilen Resthouse befindet sich ebenfalls ein Notruf Telefon und im Sommer eine Möglichkeit seine Wasservorräte aufzufüllen. Am Indian Garden Campground ist auch eine Wasserstelle zu finden, Toiletten und eine kleine Ranger Sation welche mit grundlegender medizinischer Notfallausrüstung ausgestattet ist.

Der von mir ausgesuchte heutige "Plateau Point" ist ein hervorragendes Ziel für eine Tageswanderung vom South Rim und bietet eine fantastische Aussicht auf den Colorado River.

Ich stiefelte also bei schönstem Wetter dem 1 1/2 Meilen Resthouse mit ein -paar Stops zum geniessen der herrlichen Landschaft- entgegen und machte dort angekommen nur eine kurze Getränkepause. Auch wenn sich der Weg über Serpentinen in die Tiefe schlängelte empfand ich das alles als wenig schlimm, war mir aber genau bewusst das das runterkommen der wirklich einfache Part ist und ich noch am Anfang stehe. Dennoch kam ich schon leicht ins Schwitzen, denn fast der gesamte Weg wurden primitive hölzerne Treppenstufen angelegt was das ganze eher zu einem Treppensteigen in die Tiefe machte und diese permanente einseitige Belastung irgendwann schon in die Beine geht. Auch ziemlich ätzend ist der extrem feine Puderartige rote Standsein-Staub der einen ständig begleitet. Also am 1 1/2 Meilen Resthouse stand für mich fest, es geht weiter in die Tiefe. Andere Wandersgesellen drehten schon hier um, dass waren dann die Leute ohne Wasser und die Badeschlappen-Fraktion...

         

   

Nun ging es steiler in die Tiefe und der Canyon-Rand ( South-RIM ) schraubte sich aus dieser Position gefährlich in die Höhe. Beim Anblick des immer weiter oben liegenden Randes wurde es mir schon ein bisschen komisch, denn da muss ich heute wieder rauf. Meine beiden Hiking-Sticks waren mir runter schon eine grosse Hlfe und vereinfachten vieles. Ich war sehr froh diese beiden kleinen effektiven Helferlein mit dabei zu haben. Wirklich praktisch die Hiking-Sticks, aber wie praktisch die wirklich sind, werde ich später erleben. Irgendwann hatte ich dann das 3 Milen Resthouse erreicht und langsam fing es an unangenehm warm zu werden, also meine Schweiss-Drüsen fingen an auf Touren zu kommen und pumpten Körpersalze und Flüssigkeit auf die Haut. Hier am 3 Milen-Rasthaus stand ein Schild mit einem Warnhinweis, der in etwa so lautet "Liebe Wanderleute, dass war erst der einfache Part. Überlegen Sie gut, ob Sie nicht doch umkehren wollen". Nunja ich war mir 100%ig sicher nicht umzudrehen und weiter bis Indian Garden in die tiefe zu wandern. Ich habe aber gesehen das es ( Respekt vor dieser Entscheidung ) viele andere gab die schon hier total fertig aussahen und entschieden, kein weiteres Risiko ein"zugehen".

Hier kam dann auch eine Gruppe mit Mulis entgegen (diese 130-160 US$ 7 Stunden Mule-Rides zum Plateau Point), wo die Leute sich zwar nicht die Beine müde liefen, dafür aber den Hintern wund und platt sassen und nebenbei total zugestaubt werden ( Ja, Ihr Wichte...schluckt den Sandsteinstaub....dachte ich mir lächelnd ) und die ganze Zeit über dien Duft der Mulie-Kacke wegschnüffeln dürfen. Manchmal habe ich den Eindruck, die Viecher pinkeln und kacken im Akkord, denn der 1891 öffiziell eröffnete Bright Angel Trail (das ist übrigens ein alter Indianer Trail) ist an einigen Stellen so heftig vollgepischert und bekackt das man böse audpassen muss. Auf so einer glitschigen Tretmiene bin ich dann auch ausgerutscht und habe mich da fast auf aufs Maul gepackt. Zum Glück bin ich nicht in selbige reingekullert und konnte dank meiner gazellenhaften Reflexe das allerschlimmste verhindern...

       

Nun ging es unbeirrt weiter nach "Indian Gardens" und das zog sich leider ein kleines bisschen und langsam bemerkte ich auch die vielen Höhemeter in den Beinen. Angekommen in Indians Garden suchte ich mir in direkter Nähe des Ranger-Häuschens einen Picknick-Tisch und beschloss hier im Schatten erstmal eine Pause zu machen, denn langsam fing es an richtig unangenehm warm zu werden und ich war auch schon anständig durchgeschwitzt und musste erstmal etwas Wasser nachtanken und verbotenerweise heimlich eine Zigarette rauchen ( die Kippe habe ich eingesteckt. Das ist wohl Ehrensache ! ). Ein Etappensieg war mit Indians Garden schonmal vollbracht und ich mit mir sehr zufrieden. Auch ein Eintrag in mein "Gesichter des Todes" Videotagebuchs durfte hier natürlich nicht fehlen, denn jetzt hatte ich etwas Zeit und auch die Musse für derartigen Blödsinn. Unterwegs habe ich mich mit dem Knipsen der Fotos zurückgehalten, denn ich war mit mir schon genügend beschäftigt. Wer sich traut, kann das wie üblich durch einen <<<klick hier>>> oder rechts im Monitor anschauen.

Nach einer kurzen Abkühlungsphase in "Indian Gardens" gab es einen Abzweiger. Hier musste man sich entscheiden, ob man zum "Plateau Point" wandern möchte oder weiter zur 5 Meilen entfernten Phantom Ranch ( die direkt unten am Colorado River liegt ) in die Tiefe laufen möchte. Ich ging nach links um mich die Socken zum nur noch 1,5 Milen ( = 2,5 km ) entfernt liegenden Plateau Point zu machen. Das erste Stück der Strecke war etwas verwinkelt und gewunden kniffelig zu laufen und die Sonne heizte mittlerweile richtig knackig von oben ein. Dann ging es quasi auf einer fast ebenen Strecke mit gutem Untergrund nur geradeaus. Das war einfach und nach ca. 30 Minuten hatte ich mein Tagesziel "Plateau Point" dann auch endlich erreicht und war sehr froh drum. Nach dem Hinweisschild noch 50 Meter und schon stand man an der Plateau-Abbruchkante wo man unten den Colorado-River prima sehen und auch hören konnte. Nur ein junger Amerikaner war derzeit hier, somit genossen wir die spektakuläre und wirklich beeindruckende Kulisse an diesem Aussichtspunkt der Superlative. Natürlich kamen wir auch sofort ins Gespräch und es dauerte auch nur 20 Minuten bis die nächste Gruppe hier eintraf und wir auf 6 Personen anwuchsen. Ich machte von Ihm ( der übrigens mit einer Handquetsche (CB-Ackerschnacker) per Funk am Rim oben in Verbindung stand ) mit seiner Kamera ein paar Fotos und beobachtete wie knapp 400 Meter weiter unten auf dem Colorad-River eine Rafting-Gruppe mit mehrere Schlaubooten schreiend und kreischend ein paar kleinere Stromschnellen durchfuhren. Diese Colorado Wildwasser Touren dauern in der Regel mehrere Tage ( 4-7 Tage ) inkl. Camping inmitten des GrandCaynon. Dieses Touren gehören wohl zu den ultimativen Highlights, sind aber leider auch unverschämt teuer...

       

Ich hätte es heute 100% auch problemlos bis runter an den Colorado geschafft, aber wohl nicht mehr lebend zurück ;-) Aber dazu später mehr. Hier verbrachte ich fast 1 1/2 Stunden; Ass etwas Obst; naschte ein paar leckere Schoko-Kekse und Salzcracker; trank genügend Wasser und war sehr glücklich und zufrieden diese Tour gemacht zu haben. Weiterer angenehmer Nebeneffekt an dieser Stelle war, das es hier nett windig war, also man nun nicht mehr die Tageshitze spürte und man prima "durchgelüftet" wurde. Da ich meinen Klimbim einfach irgendwo auf dem Felsen liegen hatte, war auch "Luft" für meine Videospielereien und die Amis dachten wohl ich hätte einen Sonnenstich. Aber ich war gut drauf und musste da einfach etwas in mein Videotagebuch labern. Wer sich traut muss nur links in den Fernseher und <<<HIER KLICKEN>>>. Und selbstverständlich durften auch die Touri-Beweis-Bildchen nicht fehlen. So wie die Japaner es immer machen, nur mit dem Unterschied das die sich das hier niemals freiwillig antun würden...

So hier noch eine Ladung Fotos die ich geschossen habe. Das Panorama-Bild was gleich zu sehen ist, besteht aus drei Reihen Bildern die ich fotographiert habe um aus der Masse an Bildern ein einziges grosse zu konstuieren zu können. Übrigens; die Biegung des Colorado ist so nicht vorhanden, das ist ein Verzerrungs-Effekt, wenn man ein fast 180 Grad Panorama erstellt. Aber dadrauf erkennt man recht anschaulich, wie wunderschön; reizvoll und lohnend dieser Aussichts-Punkt ist. Absolut geil, diese Foto-Location!!!

     

       

         

Alles hat ein Ende und die Wurst sogar zwei. Also beschloss ich armer Wurstzipfel, mich langsam aber sicher auf den Rückweg nach "Indian Gardens" zun machen um dort im Schatten nochmal zu chillen und mich dort mental auf den Rückweg nach oben zum RIM vorzubereiten. Aber um zurück zu kommen nach Indian Gardens muss man natürlich wieder das grosse Plataeu zurücklaufen und diesmal hatte ich unterwegs sogar ein bisschen langeweile und quasselte mal wieder irgendwelchen ausgemachten Unsinn in die Kamera ( das ist entweder ein Zeichen das ich gut drauf bin oder aber im sterben liege ) und schoss auch ein paar Fotos und Panoramen in diesem Bereich. Also ich fange erstmal mit dem Video zur rechten an, auch hier ist wieder extremer Mut gefragt, denn man könnte auf die Idee kommen das ich langsam komplett verböde oder wahnsinnig werde. Schade, daas ich die ersten 3 spektakulären Minuten rausschneiden musste ( wegen dem Wind welcher die ganze Zeit in das Kamera-Mikro bliess ), aber etwas dummes Zeug war dann doch noch zu gebrauchen. Also wer traut sich <<<HIER DRAUF ZU KLICKEN>>> ?

Ha ? Hab ich Euch erwischt, ihr "Micha Videotagebuch-Voyeure" ! Grins, nunja meine Laune war noch super und mir ging es zumindest jetzt noch gut. Hier ein paar Bilder die ich auf den Plataeu auf dem Wege zu Indian Gardens aufgenommen habe.

         

         

Rückmarsch vom "Indian Gardens" 1200 Meter hoch zum RIM:
Nachdem ich in Indian Gardens nochmal eine ausgedehnte Pause wegen der immer heftiger werdenden Hitze eingelegt hatte und meine Wasservorräte wieder Vollanschlag vermeldeten, machte ich mich irgendwann auf den höchstwahrscheinlich beschwerlichen Rückweg. Nach wenigen Metern traute ich meinen Augen nicht, das Ehepaar aus Bayern welches ich gestern am RIM beim Sonnenuntergang kennenlernen durft,e kam mir hier und jetzt entgegen und die Frau sah wirklich schlimm also total fertig aus. Ihr Typ sah zwar auch schon angeschlagen aus, aber der hatte noch soweit alles unter Kontrolle. Die fragten mich natürlich wie weit es noch bis zum "Plataeu Point" sei, da seine Frau nicht mehr kann und die schon am 3 Milen Rasthaus umdrehen wollte. Ich meinte das Ihr Ziel nicht mehr weit entfernt liegt und der Weg dorthin im vergleich zu bisherigen Abstieg ein Kinderspiel sei. Ich fragte noch ob wirklich alles in Ordung sei und ob die Hilfe benötigen, aber das lehnten stolze Bayern natürlich selbst im sterben liegend konsequent ab. Also humpelten die in Zeitlupe weiter und ich fragte mich, wie die das in diesem Zustand zurück nach oben schaffen wollen. Nunja, die werden wohl in der Nacht oben ankommen und hoffentlich haben die Taschenlampen und dicke warme Pullis dabei.

Die Steigung lief die erste Zeit mässig aber schon das zehrte extrem an den Kräften und ich selbst fragte mich bei dem Blick nach oben ( einem hier fast unerreichbar entfernt hoch liegenden Ziel ) wie ich das schaffen und überleben soll, wenn das jetzt schon so anstrengend ist. Die Steigung wurde immer heftiger und meine Kreislauf kam so dermassen auf Touren das ich keine Luft mehr bekam und zwangspausieren musste. Besonders fies war neben der brutalen Hitze ohne kühlenden Wind die gnadenlos brennende Sonne. Ich hatte das Gefühl, mich aus dem Schlund der Hölle in Richtung Himmel zu kämpfen. Jede Biegung der Serpentinen war hier schon ein Erfolgserlebnis und der innere Schweinehund der Anfangs die grösse eines süssen Dackels besass wuchs zu einem gigantischen Raubtier heran. Jeder einzelne Meter wurde zu einem Kraftakt; ich konnte stellenweise nichts mehr sehen, weil mir der Schweiss in die Augen lief und dort alles wie Feuer brannte. Meine Augen; meine Beine; mein ganzer Körper war schon am brennen. Das war nun schon hier kein Spass mehr und ich musste mich mich zwingen Meter für Meter weiter nach oben zu kämpfen. Ich weiss nicht exakt wie lange es gedauert hat und wieviel kleine Pausen ich unterwegs machen musste ehe ich in der Höhe das 3 Milen Resthouse erblickte. Ich weiss auch nicht wieviel andere mich unterwegs überholt haben; ich wusste kaum noch etwas. Ich war so dermassen mit mir meinem Pulsschlag / Kreislauf und dem inneren Schweinehund beschäftigt, dass es jetzt anfing so richtig weh zu tun. 

Irgendwann hatte ich dann "well done" das rettende erste Etappenziel inform des "3 Meilen-Resthouse" erreicht wo übrigens ein Thermometer in Schatten (!) hing das hier uns jetzt 37 Grad Celsius anzeigte. Ja, es wurde böse heiss und diese Hitze setzte nicht nur mir zu. Denn in diesem Unterstand sassen und lagen total fertig auch einige andere Burschen und Mädels herum. Hier verordente ich mir erstmal eine bitter notwendige Pause, denn dieser erste Teilaufstieg war wirklich Megaheftig und schlimmer als ich es erwartet hätte. Hier musste ich an das Ehepaar aus Bayern denken die unten schon so aussahen wie ich jetzt. Hinter der Überdachung füllte ich meine mittlerweile leergetrunkenden Wasserflaschen wieder auf und gönnte mir eine kleine kühlende Dusche unter dem Wasserhahn. Diese Abkühlung tat wirklich gut und nach ein paar Stücken Traubenzucker und einer weiteren Wasserflasche die ich in mich reingekippt hatte, hiess es mit müden Beinen weiter in Richtung 1 1/2 Milen-Resthouse hochtapern...

Und hier legte der Grand Canyon nochmal eine Steigungs-Schippe drauf, denn nun wurde es noch anstrengender. Ich litt dort nun richtig und die kurzen Pausen damit das rasende Herz wieder zur Ruhe kam wurden in immer kürzeren Zeitabständen notwendig. Meine Hiking-Sticks waren zum Glück sehr hilfreich und ich froh diese dabei zu haben. Jede Serpentine wurde zu meinem persönlichen Feind und Augen für das tolle Panorama das ich auf wem Weg runter zum Glück ausgiebig genossen hatte, hatte ich keine mehr. Hier ging es für mich nur um eines: Lebend oben am Rim anzukommen ! Jeder Schritt war die Hölle und ich wurde zudem immer langsamer und zweifelte unterwegs wirklich öfter dran den RIM noch bei Tageslicht erreichen zu können. Aber ich kämpfte mich tapfer und im Schleichgang weiter....immer weiter in die Höhe und fing unterwegs an zu schätzen wieviel Höhenmeter ich wohl in den letzten 60 Sekunden erklommen habe. Jede 170 Grad-Wende wurde da zu einem ganz persönlichen Triumph bei dieser brachialen Hitze. Ich kippte mir ständig Wasser rein und trank wie ein Maultier und ständig lutschte ich mit mit ausgetrockneten Mund auf meinem Traubenzucker herum. Weiter.....immer Weiter... denn man hat dort auch keine andere Wahl in dieser umwerfenden höchst beeindruckenden Naturkulisse. 

Irgendwann kam ich total erledigt am "1 1/2 Meilen Resthouse" an und musste dort erstmal eine grosse Pause machen um wieder Kräfte zu sammeln, denn ich hatte einen Punkt erreicht ,an dem ich einfach nicht mehr konnte und die Beine so schwer wie Beton wurden. Vor dem Resthouse packte ich mich am Rande des staubigen Weges einfach in den Dreck zu ein paar Amis; trank anständig; naschte mein Traubenzucker und genoss mit leichten Stolz die herrliche Ausssicht und den kühlenden Schatten der sich dort in diesem Bereich mittlerweile bot. Und ich war nicht der einzige, dem die Anstrengungen des Aufstiegs bis zu diesem Punkt quasi ins Gesicht gemeisselt stand. Alles hier waren froh es bis hierher geschafft zu haben und jeder wusste, wie sich der andere hier fühlt. Man befand sich unter Freunden und Gleichgesinnten und es dauerte auch nicht lange bis ich mit der AMI-Gruppe richtig toll ins gespräch kam und wir uns sogar alle mit Namen freundschaftlich vorstellten und uns die Hand gaben. Dieses Verhalten und die merkwürdige Eigendynamik dort hat mich schon sehr erstaunt. Auch wenn man da allein unterwegs war, war man es niemals. Alle hatten das gleiche Ziel; alle waren fertig aber glücklich und jeder der dort unterwegs war, war automatisch ein "Buddy" ( Kumpel ). Soetwas habe ich zwar schon öfters erlebt, aber so wie heute noch nie. Die Burschen in meinem alter taperten dann irgendwann tapfer weiter und meinten nur "Mike, wir sehen uns gleich oben am RIM". Ich hingegen nahm nochmal am Wasserhahn eine kühlende Kopfdusche, denn mein Schädel fühlte sich an, als wenn der jede Sekunde explodieren wird.

     

Aber es nützt nichts, ich taperte dann irgendwann auch los und hoffte das diese Qualen bald ein Ende haben werden. Von hier konnte man prima den Rand -also das Ziel- erkennen und da hier nun immer öfter der Weg im Schlagschatten der Canyonwände lag war auch gut, denn es fing dadurch merklich an abzukühlen. Dennoch war das was nun kam nochmals eine echte Herausforderung für den Körper und vor allem geistigen Fähigkeiten bezüglich der inneren Schweinehund-Fraktion. Der Weg nach oben erschien mir hier endlos, aber nun war ich mir fast sicher das ich es packen werde, so ich da nicht noch ein Herzinfarkt in die Quere käme. Natürlich habe ich meinen Kurzpausen-Taktik beibehalten und auf Fotos machen absolut keinen Bock mehr. Dennoch fand ich in dieser Situation noch kurz Zeit ein paar Worte in mein berüchtigstes Videotagebuch zu quasseln. Wie ich da hier so drauf war, kann man durch einen Klick links in den TV-Monitor oder <<<<HIER KLICKEN>>>> herausfinden. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt wirklich die Nase gestrichen voll und lief übel auf Notstrom. Das nennt man wohl "gute Miene zum bösen Spiel machen"...smile..Und das einzige was mich nun noch weiter nach oben trieb war der Stolz es schon bis hierher geschafft zu haben und auch die Aussicht das es nicht mehr lange kann, bis man oben am Rim und dem Trailhead ankommt.

Tapfer kämpfte ich mich erneut eine Serpentine nach der anderen weiter in die Höhe, bis mir irgendwann sogar ein paar gut gelaunte Trail-Antester von oben entgegen kamen die wohl nur mal ein paar Meter nach unten laufen wollten um ein paar Fotos zu schiessen. Im Gegensatz zu diesen Typen war ich hier im Schildkrötenhmodus unterwegs. Jeder Schritt wurde zur Anstrengung; jeder Meter immer schwerer. Und als ich die ersten Japanesen entdeckte mobilisierte ich nochmal meine letzten Reserven, kroch zuzusagen die letzten höhenmeter im Turbogang ( nunja, wohl etwas schneller als eine Rennschnecke ) und stand dann nach fast exakt 11 Stunden wieder oben am RIM. Dort musste ich mich erstmal hinsetzen um Luft zu bekommen und mich auszuruhen, denn ich war hier und jetzt "fick und fertig" denn nun fiel die gesamte Tageslast wie ein gigantischer Felsbrocken von mir ab. Und als Belohung eine rauchen musste ich hier auch, denn mir war nun alles egal. Ausserdem musste dieser Denkwürdige Augenblick im Bild festhalten werden, drum bat ich einen AMI ein kleines albernes Touri-Erinnerungs-Foto von hier und jetzt zu erzeugen: Soetwas ist zwar nicht ganz so mein Ding, aber das musste einfach sein !

I did it ! Der Grand Canyon wurde bezwungen....

 

Futter & Getränkeorgie und das Finale inform des leckens meiner Wunden:
Zurück am Parkplatz staubte ich mich erstmal kräftig aus, denn ich hatte das Gefühl, den halben Grand Canyon an mir hängend durch die Gegend zu schleppen. Hier zog ich mir auf EX erstmal zwei Dosen Dr.Kommander Pepper Sodas rein und musste nun dringend irgendwo etwas Essen gehen, denn ich hatte einen Bärenhunger auf ein paar leckere Burger oder irgend so´n total ungesundes Zeugs. Und irgendwie hätte ich hier im Auto wohl alles für ein McDonalds "BigMac" getan, also stand für mich fest, dass ich nun auf meinem Rückweg nach Williams in "Tusayan" ( von hier aus keine 13 Kilometer entfernt )  bei McDonalds billig und gut ein paar ungesunde kräftigende Schweinereien einwerfen muss.

Also nichts wie los zurück in die Zivilisation. Vom Parkausgang waren es nur wenige Meter bis zur kleinen Ortschaft "Tusayan". McDonalds gibt es dort noch nicht lange und ist wohl die einzige Möglichkeit gut und billig etwas Essen zu gehen, denn sonst findet man dort nur die übliche Touri-Restaurant Abzocker. Und da ich Bock auf preiswertes Fast Food hatte war das für mich perfekt. Ist übrigens einfach zu finden. Vom Norden aus einfach rechts am IMAX-Kino vorbei und nach ein paar 100 Metern findet man McDoof auf der linken Strassenseitee...

Ich positionierte mich mit meinem Auto direkt vor dem Burgerschwinger; öffnete die Autotüre und fiel fast aus dem Wagen, denn meine Beine waren mittlerweile total kraftlos und ich sackte zu boden. Humpelnd wie ein Opa gings dann rein und 2 BigMacs; ein Chessebuger; die grösste Portion Pommes und Soda in der Grösse LARGE ( der Becher fasst dann 1 1/2 Liter ) waren geordert. Dieser Berg Essens-Blödsinn kostete nur wenige Klimper-Dollars. 

BOHHHHAAAAA.....war das superlecker und genau meine Kragenweite und die 1 1/2 Liter Powerrade Blue hielten nicht lang, sodass ich natürlich weitere 1 1/2 Liter Powerade kostenlos in diesen Monster Becher Refillte. Ich fühlte mich als wenn ich 1 Woche nichts mehr zu futtern bekommen hatte und verputzte diese Berg Essen quasi in Lichtgeschwindigkeit. Man kann über McDoof sagen was man möchte, aber in dieser Situation war das das allerbeste ( auch geschmacklich ) was mir passieren konnte. Und nun kam ich auch langsam wieder zu kräften und fand diesen verrückten langen Tag einfach nur noch toll. Auch das ich das so Souverän gemeistert hatte, erfüllte mich hier immernoch total verdreckt und Klatchnass geschwitzt dort rumhockend mit grossem Stolz...

Ja, ich konnte mit mir und meiner erbrachten Leistung mehr als zufrieden sein. Aber die 20km und vor allem 2,5 Höhenkilometer steckten mir mächtig in den Knochen. Ich wusste das wird anstrengend, aber das das so Anstrengend wird hätte ich nicht erwartet. Irgendwann nachdem es draussen schon fast wieder dunkel war, kroch ich wieder mit einem aufgefüllten 1 1/2 Liter Becher- Powerade pappsatt zum vor der Türe stehenden Nissan !

Denn nun muss ich noch die 60 Meilen resp. 1 Stunde 15 Min. nach Süden zu meiner Basis dem Motel 6 nach Williams runterknistern. War zwar dunkel wie im Bären-Popo aber alles wie gehabt kein Problem, denn die Strecke fahre ich auch blind. Ich musste nur etwas auspassen unterwegs nicht einzupennen, denn ich war Hundemüde. Auf halber Strecke in "Valle" an der Tankstelle des "Grand Canyon Inn" besorgte ich mir noch schnell einen stärkenden Kaffee und kam irgendwann wohlbehalten in Williams an der Route 66 und meinem wie ich finde wunderschönen Motel 6 an. Als ich an der Lobby total verdreckt vorbeikroch, fragte mich die nette Dame, ob ich am Grand Canyon unterwegs war. Nunja, der übliche Smaltalk halt...

Im Zimmer schmiss ich mich erstmal aufs Bett; schlabberte noch ein Bier und wäre da um ein Haar fast stehend eingeschlafen. Hier merkte ich so richtig wie fertig ich und mein Body war. Also hiess es noch ein paar Fotos von meinem desolaten Zustand zu schiessen um dann erstmal den ganzen Dreck inform einer heissen Dusche abspühlen. Die Farbe des Duschwassers war wie nicht anders zu erwarten natürlich "ROTBRAUN !".

       

Danach ging es auf direkten Weg ins Bett, denn ich wollte nur noch eines "Schlafen" und mich ausruhen. Klappte soweit auch ganz gut, nur nach 1 Stunde beim umdrehen wurde ich inform einiger wirklich derber Oberschenkel-Krämpfe wieder aus dem Schlaf gerissen und hellwach. Hier hiess die Schlaf-Devise "möglichst nicht mehr bewegen" um weitere Krämpfe der Oberschenkelmuskulatur zu vermeiden. WOW...das war das erste mal, dass ich Krämpfe in den Oberschenkeln hatte und das tat wirklich richtig übel weh. Auch die fiesen Blasen welche ich mir heute gelaufen hatte, meldeten sich Nachts klar zu Wort, sodass ich ein paar dieser Monster mitten in der Nacht per Not-Operation entschärfen musste. Bezüglich der Krämpfe in den Oberschenkeln musste ich nur zusehen, mich möglichst nicht im Bett zu bewegen oder drehen...

Fazit: Das heute war wirklich anstrengend, aber gehört sicherlich auch zum interessantesten und auch schönsten Dingen die ich jemals gemacht habe. Wenn man so wie ich gesund ist, stellt ein Tageshike runter in den Grand Canyon zum "Plataeu Point" kein grosses Problem dar. Aber das ist alles andere als ein Spaziergang. Hier wird einem viel abverlangt und in meinem Fall musste ich wirklich das letzte geben. Aber es ist machbar, aber man sollte diesen Hike nicht eine Sekunde unterschätzen. Wer das tut, kann dort grosse Probleme bekommen ! Und wenn ich "untrainierter" Warmduscher das packe, wird das auch jeder andere schaffen. Aber wie gesagt: Dem "Grand Canyon" muss man mit grössten Respekt begegnen. Wer das tut, wird mit einem fantastischen Tag und wohl einem der beeindruckensten fast schon ultimativen Urlaubs-Highlights belohnt. Diesen heutigen Tag werde ich noch lange als tolle Herausforderung lebhaft in Erinnerung behalten ( wohl nie mehr vergessen ) und die kommenden Tage inform eines Muskelkaters der mich dran erinnert sowieso. Wie´s mit mir weiter geht, könnt Ihr durch einen Klick auf Tag 10 unten rechts erlesen....

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