Der heutige "Sonntag" wird ein Tag der vielen
Meilen:
Heute am Sonntag heisst es "viele Meilen fahren". Unser Ziel ist das ca.
800km entfernte Los Angeles, was bedeutet ,das wir heute sehr früh
aufzustehen haben, um diesen langen Tripp in der zur Verfügung stehenden
Tageszeit bewältigen zu können. In Williams haben wir deshalb sehr
früh unser Motel verlassen und uns nach kurzer Suche in einem typischen
Route 66 Diner spontan zum Frühstück eingefunden. Schon in Williams
waren die ersten Vorboten der klassischen "Route 66" -also der
Mainstreet of America- extrem spürbar. Der Laden war Klasse resp.
so wie man sich das als Touri irgendwie vorstellen würde. Nachdem wir
uns US-Typisch gestärkt hatten, besprachen wir die heutige Route und
beschlossen die Route 66 nicht kurz hinter Williams zu befahren, sondern
heute, das bessere und letzte deutlich schönere Teilstück der Route
66 direkt hinter Kingman abzufahren ( ca. 100 km in einem 90 Gradbogen
gegen den Uhrzeigersinn ) um uns danach auf dem Interstate 40 Highway Richtung
Westen und Los Angeles durchzuschlagen. Unser heutiges Etappenziel war der
Hollywood Blvd. in LA.
Kingman-->Hier starteten wir auf die Historic
Route 66:
Route 66- Transkontinentale Traumstrasse ins gelobte Land. Im Jahr 1926
wurde der US-Highway 66, die
3939km lange Transcontinentalroute von Chicago nach Los Angeles, eingeweiht.
Als moderne, gut ausgebaute Ost-West Verbindung war sie bald Inbegriff des
American Dream. Man nannte die Route 66 auch "Mainstreet of America" oder
"Mother Road" und brachte damit ihre grosse Bedeutung für die schnelllebige,
fortschrittsgläubige amerikanische Gesellschaft zum Ausdruck. Sie war
mehr als eine wichtige Verkehrsverbindung, denn sie rückte für
viele das gelobte Land im Westen in erreichbare Nähe. Kein Wunder also,
dass die Route 66 bald als Symbol amerikanischer Freiheit besungen und in
vielen Büchern beschrieben wurde.
Wärend der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre wurde sie für
Farmer aus dem Mittelwesten, die durch die von Staubstürmen begleitete
Dürre ruiniert worden waren, zur "Strasse der Hoffnung". Auch Arbeitslose
aus den grossen Industriestädten des Nordens folgten damals der Route
66 westwärts in Richtung
Kalifornien. Und schliesslich entdeckten Reisende auf ihr auch die
grandiosen Naturwunder in den Nationalparks des Südwestens.
Unablässig wurde an der Verbesserung der Streckenführung gearbeitet,
wurde die Strasse begradigt und verbreitert. Schon 1937, kaum das die Route
66 komplett asphaltiert war, wurden Teilstücke wie der Schlenker über
Sante Fe zugunsten neuer Teilstrecken stillgelegt. In den folgenden Jahrzehnten
entstand dann ein modernes "Autobahnnetz", dem grosse Teil der Route 66 geopfert
wurden. In New Mexico und Arizona z.B. ersetzte die 1984 eröffnete I-40
die alte Strecke komplett. Ihre Rolle als
Transkontinentalverbindung hatte sie also längst verloren.
Doch die "Legende" lebt fort. Zu dem Zeitpunkt, als die meisten >Hwy
66<- Strassenschilder bereits
entfernt worden waren, erlebte die Route 66 im Zuge einer Nostalgiewelle
ein "Comeback". Die verbliebenen Originalabschnitte wurden als "Historic
Route 66" quasi unter Denkmalschutz gestellt. Und auch die alten Etappenpunkte
und Ortschaften mit ihren Tankstellen und Diners erstrahlen heute im neuen
Glanz und profitieren von der Legende. In Originalgebäuden der 1930er-
und 40er-Jahre wurden nostalgisch gestylte Restaurants eröffnet. "Bobby
Troups Song" <Get Your Kicks on Route 66>, der in der Zeit nach dem
zweiten
Weltkrieg die Orte und Menschen an der >Main Street of America<
besang und Synonym für Fernweh und Hoffung vieler Amerikaner war, ist
heute ein beliebter Klassiker.
In Arizona verläuft die <schönste Passage> der Route
66 von Kingman über den Gold Hill und den Sitgreavers
Pass bis zur 90km entfernten kalifornischen Grenze am Colorado River.
Auf der Strecke liegt das alte Goldgräbernest <OATMAN>. Heute
ist es ein pittoresker Touuristenort mit verwitterten Westernfassaden und
wilden Eseln, die gelegentlich über die Route 66 trotten. Anja und ich
fanden Oatman jedenfalls klasse und auch die Route 66 war eine ganz besondere
und schöne Erfahrung. Gekröhnt wurde unser Route 66 Tripp dann
mit einer mitten auf der Strasse liegenden Schlange welche exakt in dieses
bizarre Gebiet passte. Die knapp 100km ab Kingman haben uns jedenfalls prima
gefallen und das war dann auch von der Dosis her genügend Route 66 Flair.
In Oatman haben wir natürlich auch noch eine ausgedehnte Pause gemacht
und haben und mit vergleichsweise rel. preiswerten Route 66 Artiklen versorgt.
Achja, am Strassenrand kurz vor Oatman haben wir dann noch versteckt in einem
Hügel durch einen grossen Zufall ein ziemlich "abgefahrenen" wilden
Friedhof gefunden, wo offenbar nur Säufer und Langdstreicher Stilecht
begraben lagen ;-)
Los Angeles:
Nachdem wir kurz vor Needles die alte Route 66 verliessen und kurz danach
den Staatsgrenze nach Kalifornien passierten, hiess es nun: Ab nach Los Angeles.
Wir "meterten" ab diesem Zeitpunkt ca. 500km nach LA ab und schon in Barstow
wo wir die Interstate 40 erneut verliessen und auf den Interstate 15 Richtung
Süden LA entgegensteuerten, standen wir in den ersten richtig heftigen
Mega-Stau. Das muss man sich mal reinziehen, knapp 150km vor Los Angeles
standen wir im Stau nach Los Angeles ;-) Der Verkehr Richtung LA. quälte
sich also sehr Zäh über den Highway und nach 1 Stunde konnte man
auch fast wieder von Fahren sprechen, alles andere war auf dem 4-6 Spurigen
Highway "Stop & Go". Das ganze war für mich echt Stress pur,
denn auf diesem dichten "Superhighway" zu fahren bedeutete Krieg. Aber es
sollte noch schlimmer kommen ;-) Wir kämpften uns also auf dem
Interstate 15 weiter nach LA rein bis wir auf den Interstate 10 trafen. Und
hier ging so richtig die Post ab. Denn es wurde nun schon draussen dunkel
und das was wir bisher als motorisierten Krieg empfunden, wich der
Gewissheit, das dieses eine Art vorgezogener Atomkrieg sei. 6-8 Spuren
Autobahn; alles gerammelt voll; alle fuhren irgendwie wie die Geisteskranken
ohne sich an Verkehrsregeln oder Geschwindigkeitsbeschränkungen zu halten.
Und wir mitten drin ! Glücklicherweise habe ich mir bei MAP-Quest.com
vor dem Urlaub noch eine Strecken-Beschreibung zum Hollywood Blvd. ausgedruckt.
Diese war unser Notanker und Führer durch diesen automobilen Wahnsinn
und Irrgarten ! Irgendwie hatten wir es dann geschafft über 4 gerammelt
volle Spuren einen Exit zu unserem Zubringer-Highway zu finden. Auf diesem
angekommen, wieder 8 Spuren plus 2 Express-Spuren und wieder alles gerammelt
voll inkl. einem 95 % Anteil geisteskranker sehr rücksichtsloser Autofahrer.
Ich stand nun schon fast 3 Stunden unter "Dauerstrom", war hellwach
und kämpfte zusammen mit Anja quasi ums Nackte überleben. Anja,
erging es kaum anderes und sah geschockt diesem Irrsinn zu und versuchte
mich flankierend mit Informationen zu füttern damit wir um Himmels willen
nicht vom Kurs abkommen ;-) Irgendwann kam dann auf der 101 unser EXIT zum
Hollywood Blvd. und diesen bekamen wir mir viel Mühe gerade noch rechtzeitig
und drängelten uns wie alle anderen durch die Vielzahl an Fahrspuren.
Weitere 20 Minuten später, befanden wir uns auf dem "Walk of Fame",
den Hollywood Blvd. und ich sagte Anja, das wir hier garantiert kein Hotel/Motel
finden werden. Da ich die Karte von der Gegend im Kopf hatte und wusste das
der Sunset-Blvd. nur einen Block südlich lag, machte ich in einer
Nebenstrasse einen zielgerichteten Linksschlenker. "Trommelwirbel...", keine
2 Minuten später befanden wir und nun auf dem Sunset Blvd. Dort
wimmelte es von billig aussehenden Absteigen und Motels und ich fuhr nach
Gefühl einfach eines davon an.
Das Auto also vor der Lobby ( die eher an eine gepanzerte Bank erinnerte
) geparkt und reingerannt um die Übernachtungs Preise zu erfragen-->69
US$ pro Nacht plus Steuern ( also AAA-Sondertarif ! ) ! Das lag gerade noch
im Rahmen dessen was wir
max.
bezahlen wollten ( 60 Euro war unser Limit und bei dem guten
Euro<>US$ Kurs war das demnach in Ordung ) und das Motel befand sich
nur einen Block vom Chinese Theater und Walk of Fame entfernt. Nach kurzer
Beratung und auch in Anbetracht das wir tierisch Müde waren und es
zwischenzeitlich fast 21 Uhr war, haben wir das Motelzimmer für 2
Übernachtungen zu dem Sonder-Preis angemietet. Alles was ich im Internet
in einer noch schlechteren Gegend fand kostete dort sonst 79-89 US$. So gesehen
war das also fast wieder ein Schnäppchen.
Wir also eingecheckt; den Wagen auf dem sehr knappen Grundstück
halbegs anständig geparkt und unserer Zeugs ins Zimmer verfrachtet.
Das war zwar nicht der Hit, aber wenigstens sauber und somit zum Pennen
brauchbar. Anja, war zwischenzeitlich gepestet, denn so hat Sie sich Los
Angeles so nicht vorgestellt. Draussen war es heiss und es stank nach Pisse;
Abgasen und
vergammelten Essensresten. Es stank also ! Aber das hatte ich Anja auch
schon erzählt. Denn in LA hatte ich schon vor 10 Jahren das Gefühl,
das einen diese Stadt irgendwie auffrisst; bedrohlich wirkt, und irgendwie
voll ätzend ist.
So gegen 21:30 Uhr machte ich Anja den Vorschlag mal spontan die Gegend zu
erforschen und den Walk of Fame abzulatschen, denn das war quasi nur einen
Block entfernt und 2 Stunden sollten wir uns mal diese Gegend bei Nacht
reinziehen bevor wir völlig gerädert und totmüde ins Bett
fallen. Wir beiden waren schon ein wenig angeschlagen ( es war immerhin schon
ein sehr langer Tag gewesen ), aber dennoch wollten wir beiden mal schauen,
wie der Walk of Fame im Jahr 2003 aussieht. Nach 10 Minuten Fussmarsch hatten
wir es vom Sunset Blvd. zum Hollywood Blvd. inkl. Walk of Fame geschafft
zu kommen. Wir wanderten also die ganzen Sterne mit den vielen bekannten
Namen dort ab und kamen nach weiteren
10 Minuten zum Chinese-Theater. Anja, war masslos enttäuscht.
Scheiss Gegend; Scheiss Leute; viele Penner; Bettler und Skurile Gestalten
und es Stank und entsprach nun überhaupt nicht dem was Sie
aus dem "sauberen " TV kannte. Dort wo viele Touristen herumwimmelten
durfte man sich aber wieder halbwegs sicher fühlen. Von daher haben
wir am Chinese-Theater erstmal in aller Ruhe die Beton-Bodenplatten mit den
Hand u. Fuss-Abdrücken der bekannten Schauspieler abgesucht und wurden
auch promt fündig. Wir hielten uns dort noch eine rel. lange Zeit
auf und wanderten auch die Läden in direkter Nachbarschaft ab. Dort
haben wir erstmal gesichtet was es so als Andenken zu kaufen gibt und uns
vorgenommen morgen nochmal auf den Walk of Fame zu wandern...
Zwischenzeitlich war es auch schon fast Mitternacht und Zeit ins Bett zu
gehen, denn dieser Tag war für uns beide sehr anstrengend und morgen
stand mein persönlicher Tages-Wunsch auf dem Programm-->die "Universal
Studios -Hollywood-".
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