Kommentar: Die bessere Sucht
Gute Nachrichten für die Freunde der E-Zigaretten: Ihre Dampfgeräte können offenbar helfen, der Tabaksucht zu entkommen. Das ist nun quasi amtlich untermauert durch die gestrenge "Cochrane Collaboration" - ein weltweites Forschernetz, das in wichtigen medizinischen Fragen den Faktenstand prüft. Ein klärendes Urteil zur E-Zigarette ist schon lange fällig; sie findet immer mehr Zulauf, blieb aber gesundheitspolitisch umstritten. Ein Cochrane-Team wertete deshalb die besten vorliegenden Studien zum Thema aus. Unterm Strich ergab sich ein ermutigender Befund: Von den Rauchern, die versuchsweise den nikotinhaltigen Dampf der E-Zigarette inhalierten, ließen 9 Prozent vollständig vom Tabak ab; weitere 36 Prozent verringerten ihren Konsum um mindestens die Hälfte. Und das, obwohl diese Studien mit heute bereits veralteten Inhalatoren und schwacher Nikotindosis durchgeführt wurden. Neuere Dampfgeräte, sagen die Forscher, lassen noch höhere Aussteigerzahlen erwarten. Sie bieten ein Erlebnis, das dem Kick der herkömmlichen Zigarette nahekommt. Im Vergleich zum hochgiftigen Tabakrauch ist der Dampf jedoch weit weniger schädlich; in den gesichteten Studien fand sich denn auch kein Hinweis auf gesundheitspolitische Probleme. Das Nikotin, das in der E-Zigarette vernebelt wird, ist zwar ein Suchtstoff, aber für Gesunde kaum verderblicher als Koffein.
Für verlässliche Schlüsse, sagen die Forscher, sei die Zahl der untersuchten Fälle noch zu gering. Aber die Richtung ist klar, weitere Studien laufen bereits. Umso befremdlicher, dass im deutschen Gesundheitswesen immer noch die Stimmen vorherrschen, die hartnäckig das Dampfen schlechtreden: Schließlich bleibe ja die Sucht bestehen; zudem seien Komplikationen wie Husten oder Mundtrockenheit nicht auszuschließen - ein Witz, da doch die Komplikation des Tabakqualms oft genug ein früher Tod ist. Jeder Raucher, der den Umstieg zum Dampfen schafft, ist ein Gewinn.
- Manfred Dworschak, DER SPIEGEL 52/2014
Ich finde es erfreulich, einen solchen Kommentar in einem Leitmedium wie dem Spiegel zu lesen. (nicht mehr und nicht weniger

Gruß
R4nd0m