Lautsprecher-Tuning
In Lautsprecherdiskussionsforen werden dort heftige, teils erbitterte
Diskussionen an der Grenze der persönlichen Beleidigung nicht nur über
die verschiedenen Boxen, sondern auch um Details wie eine >gut< klingende
Steckernetzleiste geführt. Alles nur Spinner oder hängt der gute
Klang wirklich von solchen metaphysischen Dingen ab?
Das eine Wiedergabe-Kette nur so gut sein kann wie das schwächste Glied
ist eine Binsenweisheit. Ein guter CD- oder Laserdiskspieler ist einfach
Voraussetzung fuer perfekten Ton und rattenscharfes Bild. Lautsprecher wie
Bildröhre müssen auch in der Lage sein, die Qualität des
Quellenmaterials wiederzugeben. Doch damit ist die gesamte
Übertragungskette längst nicht komplett erfasst. Die Qualität
beginnt beim Ton am Aufnahmemikrofon, der Qualifikation des Toningenieurs
bis hin zu seiner Üeberzeugungskraft, den Produzenten auf einen hohen
Qualitaetsstandard einzuschwören. Traurig aber wahr: Nur die wenigsten
Aufnahmen sind unter diesem Anspruch entstanden. Die Masse der CDs besteht
aus mittelmaessigen bis stümperhaften Tonmaterial, das konsequent auf
dem untersten gemeinsamen Qualitaetsnenner produziert wurde. Wundere Dich
deshalb nicht, wenn Tuningmassnahmen am Lautsprecher (und erst recht bei
der Elektronik) scheinbar zu keinem Erfolg führen. Die verwendete CD
gibt klangmaessig einfach nichts her (kann aber trotzdem gute Musik drauf
sein). Kein Wunder wenn in High-End-Studios oft nur mit ausgewählten
Aufnahmen gearbeitet wird.
Daher gilt: Nur mit guten Aufnahmen ist
der Erfolg einer Massnahme auch hörbar. Lassen wir fuer heute die
elektronischen Komponenten der Heim-Kette ausser Acht und konzentrieren wir
uns auf den Lautsprechner: Wie stellt man sicher, dass die gekauften
Qualitäten auch horbar werden? Zunächst sollte man sich über
die Randbedingungen klar sein. Auf der einen Seite ist es der Verstärker,
auf der anderen Seite der Raum. Über die richtige Aufstellung findest
Du mehrere Artikel in der Tips&Tricks Page. Sie ist der Schlüssel
fuer den guten Klang eines Lautsprechers. Wer die Boxen nicht optimal aufstellen
will - oder aus Gründen des haeuslichen Friedens - nicht kann, der braucht
sich wegen des richtigen Kabels oder wegen Spikes keine grauen Haare wachsen
lassen. Von der klanglich abgestimmten ¯>Steckernetzleiste< ganz
zu schweigen. Die richtige Aufstellung ist: Weg von der Wand und raus aus
der Ecke Mindestens einen halben Meter -besser mehr- sollten die Boxen von
den Waenden entfernt stehen. Nur dann bleibt der Raumeinfluss gemässigt.
Die wichtigsten Tips zur optimalen
Plazierung: Beginne auch bei der Aufstellung der Hauptboxen
mit dem klassischen Stereodreieck: Zuhörer und die beiden Frontboxen
sollten ein gleichschnenkliges Dreieck bilden. Der Abstand der Boxen richtet
sich jedoch nach dem Betrachtungsabstand vom Fernseher oder Leinwand. Hier
gilt die Faustregel: Für TV-Bildröhren: Faktor 3 bis maximal Faktor
5 der Bildhöhe. Für Projektion: rund Faktor 1,5 der Bildhöhe.
In der Regel wird man also rund zwei
bis drei Meter vor dem Fernseher sitzen. Das ist dann auch in etwa der richtige
Abstand zwischen den Frontlautsprechern. Mittig steht der Fernseher und
darüber der Centerlautsprecher. Seine Hochtöner sollten in der
gleichen Höhe liegen wie die Tweeter der beiden Hauptlautsprecher. Nach
Möglichkeit wird der Centerlautsprecher auch ein wenig nach hinten
verrutscht, damit die drei Frontlautsprecher mehr oder weniger auf einer
Kreislinle liegen. Somit ist sichergestellt, daß der Schall von allen
drei Boxen bis zum ideal sitzenden Zuhörer gleich lange braucht.
Bei der Plazierung der Surroundlautsprecher
gibt es diverse Möglichkeiten. Je nach dem ob man direkten oder indirekten
Schall bevorzugt, können sie hinter, neben oder sogar etwas vorgerückt
zur Sitzposition stehen. Die klassische Aufstellung ist hinter den
Zuhörern. Im THX-Standard sind sogenannte Dipollautsprecher vorgesehen,
die seitlich auf der Höhe der Zuschauer montiert sind. Ziel beider
Anordnungen ist es, den von diesen Lautsprecher kommenden Schall möglichst
nicht zu orten. Dabei ist es hilfreich, wenn die dafür verantwortlichen
Hochtöner nicht direkt auf die Hörer gerichtet sind. Die Hochtonenergie
ist also möglichst diffus im Raum zu verteilen.
Mit dem digitalen Mehrkanalton kommt
nun eine neue Klangästhetik ist Spiel. Erstmals erlaubt diese Technik
auch für die hinteren Lautsprecher den vollen Musikübertragungsbereich
- und dies sogar kanalweise getrennt. Dies bot Dolby-Prologic bislang nicht.
Damit verbunden ist eine neue Herausforderung für die Tonmeister. Sie
können nun alle Kanäle optimal für ihre Kreativität nutzen.
Eine neue Klangkultur ist im Entstehen. In diesem Fall kann man die
Rücklautsprecher sogar etwas vor die Zuschauer versetzen. Musik klingt
in dieser Lautsprecheraufstellung als echter dreidimensionaler Klangkörper,
wobei man nicht direkt mitten im Orchester sitzt, aber auch nicht jenen Abstand
hat, der für eine herkömmliche Stereoaufnahme tvpisch ist. Je nach
bevorzugtem Tonerlebnis wird man entweder die klassische Aufstellung (Kino)
oder die neue Klangästhetik bevorzugen, wobei es durchaus praxisgerechte
Mischformen gibt. Nach dieser langen Vorrede nun zum Feintuning. Hier die
wichtigsten Stichpunkte in alphabetischer Reihenfolge:
Adernendhülsen: Nahezu unverzichtbar
sind Adernendhülsen am Kabel. Sie bändigen die feinen Äderchen
der Lautsprecherlitze und sorgen dafür, daß kein Kurzschluß
zwischen den Terminals entsteht. Gut wenn wie vergoldet sind, denn dann
korrodieren sie auch nach langer Betriebszeit nicht. Wichtig ist ein gutes
Preßwerkzeug zum »Kaltschweißen« der Adern mit der
Hülle.
Bespannung: Alles was zwischen
Membrane und Ohr liegt gehört dort nicht hin. Nur die wenigsten
Lautsprecherabdeckungen haben aber keine hörbaren und meßbaren
Auswirkungen. Daher mein Rat: Wenn möglich runter damit! Nur wenn kleine
Kinder im Haushalt sind sollte die Abdeckung drauf bleiben, denn speziell
die Kalotten üben einen ungemeinen Reiz auf neugierige Fingerchen aus.
BiWiring: Bislang gab es noch keinen
vernünftige Erklärung, die doppelte Menge Lautsprecherkabel durchs
Zimmer zu ziehen (anders sehen das natürlich die Verkäufer von
Strippen). Der einzige nachvollziehbare Grund ist eine gewisse Entkopplung
der Mittel-/Hochtoneinheit vor Ausschwingers des Tieftöners, der sich
aber im Grenzbereich des technisch Begründbaren bewegt. Biwiring macht
sich optisch gut - akustisch bringt's nichts.
Boxenständer: Sie sind unverzichtbar,
wenn es sich um kleine Boxen handelt. Wie bereits erläutert spielt erst
eine frei stehende Box richtig auf. Dabei sollte der Hochtöner in
Ohrenhöhe liegen, was auf der Couch sitzend rund 90 cm über dem
Boden entspricht. Und genau das sollte der Boxenfuß ermögichen.
Wenn er den Lautsprecher tiefer liegt, dann muß er ein wenig nach hinten
geneigt sein. Nur dann liegt das Ohr aufdirekter Achse zum Hochtöner.
Gummipuffer: Ein guter Gummipuffer
dämpft die Schallübertragung auf den Fußboden und ist somit
ein Garant für gute Nachbarschaft. Wichtig ist dabei jedoch, daß
die Nachgiebigkeit des Gummis und das Gewicht der Box aufeinander abgestimmt
sind. Eine schwere Box verträgt steifere Gummis als eine leichte. Hier
könnten sogar in zwei Hälften zertrennte Tennisbälle
genügen. Neuerdings wird in High-end-Kreisen auch die Seilplattform
als Geheimtip gehandelt. Nicht nur CD-Spieler soll sie wirksam verbessern,
sondern auch Lautsprecher. Bei den Boxen ist das aus den genannten Gründen
der Bodenentkoppelung sogar nachvollziehbar.
Lautsprecherkabel: Ob Du´s
gaubst oder nicht, der Einfluß des Kabels ist minimal. Bevor die
High-end-Gemeinde entsetzt die Augen weitet, eine kleine Einschränkung.
Voraussetzung ist ein sauber konstruierter Verstärker und eine normgerecht
aufgebaute Box. Wenn diese beiden Komponenten stimmen, tut's eine ausreichend
dicke Strippe für wenige Märker pro Meter. Anders, wenn
Exotenlautsprecher und Exotenelektronik kombiniert werden. Dann spielt das
Kabel eine hörbare Rolle.
Spikes: Die Wirkung der Spitzen
unter den Boxen ist schnell erklärt. Normalerweise schwingt auch der
Boden der Box. Diese Schwingungen übertragen sich auf den Fußboden,
der mitschwingt. Die Folge kann ein überhöhter Baß sein.
Durch die Spitzen ist die Bodenanregung geringer und folglich auch der
hörbare Fußbodeneffekt. Wer einen soliden, nicht schwingenden
Fußboden hat, der kann eigentlich auf die teppichmordenden Spitzen
verzichten. Spikes verhindern aber auch, daß die Baßwellen durch
den Fußboden zum Nachbarn dröhnen. In diesem Fall ist ihre Verwendung
insbesondere bei Subwoofern sinnvoll. Eine ähnliche Wirkung haben auch
Gummipuffer.
Wandhalterungen: Sie sind insbesondere
für die Surroundlautsprecher oft unverzichtbar. Ideal sind Konstruktionen
mit Kugelgelenk, die ein Verdrehen der Box erlauben. Damit lassen sich dann
aucn Wände und Decken zur indirekten Schallabstrahlung benutzen.
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