Aufbau der
Surroundanlage "die
Lautsprecherboxen"
Wie sagt der Volksmund so treffend: Von einem schönen Teller allein
wird man nicht satt. In Bezug aufs Heimkino bedeutet dies, daß nicht
die Qualität der Gerätschaft allein ausschlaggebend für das
Sound-Erlebnis ist; mindestens genauso wichtig ist es, wieviel Know How man
in den Aufbau des Equipments investiert. Die Hürden auf dem Weg vom
"Multi-Mono mit Bumm" zum einhüllenden Raumklang sind - sofern man sich
erst einmal mit ihnen vertraut gemacht hat - leicht zu überwinden.
Allerdings ist die mehrkanalige Wiedergabe-Optimierung noch schwieriger als
die des Zweikanal-Stereotons. Ein typisches Problem der meisten Heimkinos:
Man kann die Lautsprecher orten.
Diese mangelnde Homogenität hat üblicherweise zur Folge, daß
der Pegel, insbesondere der des Basses, zu hoch gedreht wird, um den Hörer
auf diese Weise zu beeindrucken. Dadurch werden viele Verzerrungen erzeugt,
die wiederum den Multimono-Effekt verstärken.
Der Zuschauer, beziehungsweise Zuhörer
der erwartet, an einem großräumigen Filmerlebnis teilzunehmen,
wird sich im Gegenteil verstärkt in einem kleinen Raum wiederfinden
- jedenfalls psycho-akustisch gesehen.Das Ziel der Heimkino-Tonwiedergabe
muß eine der Filmhandlung angepaßte überzeugende
Räumlichkeit sein, die über die Begrenzung der Wohnraumwände
hinausgeht. Räumlichkeit im Sinne des HighEnd-Hörens bedeutet,
daß man die einzelnen Musiker in einem Orchester auf eine Weise wahrnimmt,
die jeden quasi akustisch-photografisch dreidimensional auf seinem Platz
zeigt.
Erstaunlicherweise gelingt dies oft am besten mit relativ kleinen Monitoren.
Diese haben zwar keinen ultra-tiefen Baß und keine extreme Belastbarkeit,
aber die Abbildung der Bühne gelingt überzeugend. Denken Sie jetzt
bitte einmal an ein Konzert, das Ihnen gut gefallen hat: Was wirkt an Life-Musik
akustisch so überzeugend? Die Wiedergabe der Kontrabässe etwa?
Sicherlich nicht! Es ist der Konzertsaal (oder die Kirche oder der Jazzklub),
in dem Sie das Orchester plastisch erlebt haben. Deshalb ist Räumlichkeit
in der Tonwiedergabe das vorrangige Ziel der Heimkino-Akkustik.
Die Hauptlautsprecher (vorne rechts und
vorne links) sind entscheidend verantwortlich für die Räumlichkeit
der Wiedergabe. Die virtuelle "Bühne", die mit guten Lautsprechern aufgebaut
wird, geht weit über die rechte und linke Lautsprecherposition hinaus.
Sie erstreckt sich ebenso weit hinter den Lautsprechern und sogar vor ihnen.
Auf dieser Bühne spielt sich - akustisch - der wesentliche Teil des
Filmes ab (Musik, Sprache,Action).
Zur Auswahl des Center-Lautsprechers:
Durch den Center der die virtuelle Mitte akustisch fixiert, entfällt
der sogenannte Sweet Spot zwar nicht, er wird aber etwas breiter. An die
Auswahl des Centers sollte man die gleichen hohen Anforderungen stellen wie
bei der Auswahl der beiden linken und rechten Frontlautsprecher.
Charakteristisch für einen guten bis sehr guten Center-Lautsprecher
ist sein Vermögen, akustisch zu verschwinden. Ein schlechter Mittenkanal
allerdings zerstört die mühsam aufgebaute Räumlichkeit, indem
durch seine klare Ortbarkeit die virtuelle Bühne auf ihn gezogen wird.
Dadurch entstehen in den Lücken zwischen den Frontlautsprechern und
dem Center große Löcher im Klangbild.Es liegt nahe, als Center
Lautsprecher ein weiteres Exemplar der Hauptlautsprecher einzusetzen.
Sehr oft aber muß der Center auf den Fernseher gelegt werden und verlangt
daher eine andere, nämlich flache Bauform, die ausreichend magnetisch
abgeschirmt sein muß.Auch hier gibt es inzwischen erstklassige Lautsprecher
wobei die Auswahl allerdings noch gering ist. Achte insbesondere auch auf
ein gleichmäßiges horizontales Abstrahlverhalten. Die Stimmen
sollen homogen aus allen Lautsprechern klingen.
Die optimale Aufstellung des
Center-Lautsprechers: Der Hauptfehler welcher bei der Aufstellung
eines Center Lautsprechers gemacht wird, ist die falsche Auswahl des Abstandes
zum Hörer.
Der Center-Lautsprecher sollte auf einem
Kreisbogen um den Hörplatz stehen (Mitte), eventuell sogar etwas
weiter hinten (rechts).
Die drei Frontlautsprecher müssen nämlich auf einem Kreisbogen
um den Hörplatz liegen, keineswegs sollen sie gerade und ordentlich
nebeneinander angeordnet werden. Abgesehen von der dann erreichten
Phasengenauigkeit befreit uns die Lautsprecheranordnung auf dem Kreisbogen
von einer Angewohnheit des menschlichen Gehirns. Sie besteht darin, daß
die erste am Ohr eintreffende Schallwelle das Schallereigniss am Ursprungsort
eben dieser Welle lokalisiert. Stehen die Lautsprecher auf einer Linie, ist
der Center dem Zuhörer am nächsten und dominiert über die
anderen.
Sehr empfehlenswert ist es, den Center
über den Kreisbogen hinaus noch weiter nach hinten zu schieben oder
die linken und rechten Frontlautsprecher entsprechend nach vorne. Gute Decoder
wie zum Beispiel der Lexicon CP 3+, ermöglichen dieses Verschieben auf
elektronischem Wege ("Center Delay"). Dort kann der Center in 1-ms-Schritten
verzögert werden, dabei entspricht 1 ms Schallverzögerung einer
Weglänge von 30 cm, der Schallgeschwindigkeit in Luft.
Tip: Optimal ist eine über
den Kreisbogen hinaus gehende Zeitverzögerung von zusätzlich 3
bis 5 ms. Das Resultat ist eine ungeahnte Räumlichkeit der
Filmtonwiedergabe. Der Grund für dieses erstaunliche Hörergebnis
ist vermutlich der, daß "das Gehirn dem Ohr bereits die virtuelle Mitte
aus der Summe von linkem und rechtem Frontlautsprecher mitteilt, während
der Center-Lautsprecher diese gleiche Mitte noch einmal in deren Hintergrund
legt".
Die optimale Aufstellung der
Surround-Lautsprecher: Die Aufgabe der Surrounds besteht darin,
die erreichte frontale Räumlichkeit zum Zuhörer nach hinten zu
ziehen und ihn auf diese Weise akustisch U-förmig "einzuhüllen".
Geeignete Surrounds schaffen ein Raumgefühl, das auch hier weit über
die physischen Raumgrenzen hinausgeht. Allerdings neigt der Surround-Kanal
des Filmtons - da er ein Monosignal ist - dazu, im Kopf geortet zu werden;
von Räumlichkeit kann also zunächst keine Rede sein.
Hier hat Lucasfilm eine intelligente elektronische Verbesserung entwickelt:
die sogenannte Decorrelation des Surround-Signals im THX-Decoder Sie trägt
wirksam dazu bei, die Ortbarkeit im Kopf zu erschweren.
Zusätzlich hilft der sogenannte DamaskeEffekts, die Surround-Ortung
weiter zu erschweren. Gemeint ist hiermit das Unvermögen des Gehirns,
Schall dann präzise zu orten, wenn wir ihn von den Seiten her hören.
Also werden die beiden Surround-Lautsprecher nicht an der Rückwand des
Raums, sondern an den Seitenwänden angebracht, auch das kennen wir bereits
von der THX-Norm her.
Die Frage, ob als Surround ein direkt
strahlender Lautsprecher oder ein (THX-) Dipol verwendet werden soll, ist
recht einfach dann zu beantworten, wenn man das Kino, für das der Film
ja vertont wird, als Referenz nimmt; im Kino sorgen viele (zum Beispiel 20)
Lautsprecher für einen diffusen, nicht ortbaren Surround-Ton. Zu Hause
erreicht man den gleichen diffusen Klang-Eindruck mit zwei Dipolen. Diese
Lautsprecher verschwinden in akustischer Hinsicht allein durch ihre indirekte
Art der Schallabstrahlung. Anders sieht es allerdings aus, wenn man Dolby-Digital
oder MPEG-II Audio -also den diskreten 5.1 Sound- im Einsatz hat. Da dort
die Surround-Lautsprecher getrennt den vollen Frequenzumfang rechts und links
getrennt abstrahlen, sollte man wie bei den Frontlautsprechern DIREKT-Strahler
verwenden. Die Ausrichtung darf -nein, sollte!- dann auch direkt auf
den Zuhoerer abzielen.
Ein Tip: Hänge die Surrounds in den ersten Tagen nach Heimkino-Aufbau
nur provisorisch auf und experimentiere, um den besten Platz zu finden. Den
hast Du dann gefunden, wenn Du die Surrounds nicht mehr hörst.
Zur Auswahl der Subwoofer: Derjenige
Subwoofer der am weitesten in der Frequenzskala herunterreicht, muß
nicht der beste sein. Ob der Klang des Basses auch langfristig gefällt,
hängt stark von seinem Einschwingverhalten (physikalisch Betriebsgüte
Qb) ab. Sehr grob unterscheidet man sanft einschwingende (Qb rund 0,5) und
stark überschwingende (Qb größer I ) Subwoofer. Letzterer
beeindruckt zwar bei kurzen Händler-Demos, nervt jedoch auf die Dauer.
Zudem produziert er Störungen bis in den Mittelton-Bereich und
beeinträchtigt dadurch die mühsam aufgebaute Räumlichkeit.
Die einstmals beliebten Trommler TestCDs sind eine bestens geeignete
Subwoofer-Test-Software. Die Trommelschläge sollen akustisch klar
voneinander abgegrenzt werden können, keinesfalls sollen sie
aufdröhnen. Die Chancen sind gut, daß Dein Lieblings-Subwoofer
einen Qb von 0,7 hat.
Der Glaubenskrieg, der immer noch zwischen
HiFi und Heimkino herrscht und der dazu führt, daß viele erfahrene
High-End Händler sich nicht mit Heimkino beschäftigen, entbehrt
jeder Grundlage. Und noch ein Film-Tip: Die Darstellung der weiten afrikanischen
Ebenen im "König der Löwen" (Chapter 26) mit der Filmmusik von
Hans Zimmer Was will man mehr?
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